2018 - Flöten - Von Piccolo bis Subkontrabass
Von Piccolo bis Subkontrabass
Sonderausstellung in Markneukirchen:
Querflöten der Sammlung Thalheimer - Praetorius
die Informationsschrift zur Soderausstellung und zum Katalog erschien in der
TIBIA - Magazin für Holzbläser 2/2018
Autor: Dr. Enrico Weller
Die 2018er Sonderausstellung des Musikinstrumenten-Museums Markneukirchen
wird einige Besonderheiten aufweisen. Obwohl seit 2008 regelmäßig durchgeführt
und seit 2010 parallel zum Internationalen Instrumentalwettbewerb eröffnet,
stand bisher nie eines der beiden Wettbewerbsinstrumente im Mittelpunkt, die in Markneukirchen jährlich zwischen Blas- und Saiteninstrumenten wechseln.
Es ist wohl eher ein Zufall, dass sowohl die langjährige Planung der Wettbewerbsinstrumente als auch der ebenso lange Vorlauf für die Ausstellungsthemen in diesem Jahr erstmals auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden konnten -
die Querflöte, genauer gesagt deren vielgestaltige Familie vom Piccolo bis zum Subkontrabass.
Weil die Themen der Markneukirchner Sonderausstellungen meist von privaten Sammlern, von Freunden und Förderern des Museums yorgeschlagen werden, steht hinter dem "geplanten Zufall" des Jahres 2018 ein Name, der unter Flötisten und Instrumentenkundlern gleichermaßen als Instanz gilt: Prof. Dr. Peter Thalheimer.
Der emeritierte Professor für Historische Aufführungspraxis, Blockflöte und Traversflöte an der Hochschule für Musik Nürnberg ist dem Markneukirchener Museum seit vielen Jahren verbunden. Er wird der erste Leihgeber und Autor sein, der hier bereits zum zweiter Male eine Sonderausstellung kuratiert und als Verfasser einer zweisprachigen Begleitpublikation verantwortlich zeichnet. Vor vier Jahren hatte er sich unter dem Motto Vergessen und wieder entdeckt der Blockflöte gewidmet. Denn Peter Thalheimer ist mit seiner umfangreichen Sammlung in der Lage, die Renaissance der Blockflöte, die in den Jahren 1926 bis 1945 vor allem von vogtländischen Werkstätten und Händlern forciert wurde, detailliert und in ihrer erstaunlichen Vielfalt zu dokumentieren. Dass ihm das in ähnlicher Weise bei den Querflöten möglich ist, wird er in diesem Jahr unter Beweis stellen.
Ziel war und ist es, die Entwicklung der Querflöte und ihrer verschiedenen Baugrößen im Zeitraum vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart darzustellen.
Ausstellung und Begleitband folgen zunächst den musikgeschichtlichen Epochen: Die Querflötenfamilie in Renaissance und Frühbarock, die Querflöte im Epochenumbruch vom Barock zur Klassik, die Flötenfamilie im 18. und frühen 19. Jahrhundert, die Klappenflöten der Klassik und Romantik, deren weitere Entwicklung im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Theobald Böhm und seine "Revolution der Flöte" werden einen zentralen Platz einnehmen - ergänzt von den Nachwirkungen seiner Flötenmodelle und von den Gegenbewegungen (den konischen Flöten im späten 19. und im 20. Jahrhundert sowie von der wiederentdeckten Barock-Traversflöte). Ebenfalls betrachtet wird die Familie der konischen Böhmflöten. Den Abschluss bildet die Familie der zylindrischen Böhmflöten im 20. Jahrhundert bis hin zur Gegenwart. Wichtig erscheint Peter Thalheimer, neben den Entwicklungen an der Flöte in G oder den in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts beliebten Terzflöten. An entsprechender Stelle sind drei Exkurse geplant:
1. Beobachtungen zu den Auswirkungen von Material und Wandstärke auf den Klang und die Ansprache von Flöteninstrumenten,
2. Funktion und Baugeschichte der E-Mechanik an Böhmflöten
3. Die Baugeschichte tiefer Böhmflöten unter besonderer Berücksichtigung der Bohrungsweite.
Abgesehen von wenigen Ausnahmen stammen die 150 Exponate aus dem Privatbesitz von Peter Thalheimer und seiner Frau Eva Praetorius. Ihre Sammlung diente immer auch dem praktischen Gebrauch in Konzerten und zu damit verbundenen Forschungszwecken. Deshalb sind die meisten Instrumente in spielbarem Zustand, was es ermöglicht, auf einer dem Katalog beiliegenden CD einen "Querschnitt durch 600 Jahre Querflöten-Ensemblemusik" zu bieten. Der Schwerpunkt wird auf Werken für Flöten verschiedener Größen liegen. "Durch die CD erhalten die Exponate ihre eigentliche Funktion als Klangwerkzeuge zurück und ergänzen damit die optischen Eindrücke durch musikalische Erlebnisse", so Peter Thalheimer im geplanten Katalogvorwort.
Zur Eröffnung der Ausstellung fand am Samstag, dem 5. Mai 2018 19.00 Uhr, im Konzertraum des Museums (dem Gerber-Hans-Haus) ein Einführungsvortrag mit Peter Thalheimer und ein Konzert mit seinem Ensemble Triflauto Stuttgart statt. Dabei wurde auch die Publikation zur Sonderausstellung vorgestellt, die den Band 7 der Reihe Meisteileistungen deutscher Instrumentenbaukunst bildet. Im Anschluss daran konnte die Ausstellung unter der fachkundigen Führung Peter Thalheimers besichtigt werden. Am darauffolgenden Sonntag trat um 17.00 Uhr die Flute-Band '92 in der St. Nicolaikirche Markneukirchen auf. 13 Musikerinnen mit Querflöten von Piccolo bis Subkontrabass musizierten unter der Leitung ihres ehemaligen Lehrers und Kollegen Peter Thalheimer. Es erklangen Werke von Gabrieli, Boismortier, Mozart, Tull, Hirose, Bornefeld u. a.
Die Sonderausstellung konnte vom 5. Mai bis 31. Oktober 2018 besichtigt werden.